Home Medizin Vorhersage des Risikos für sekundäre Leukämie nach PARPi-Therapie

Vorhersage des Risikos für sekundäre Leukämie nach PARPi-Therapie

von NFI Redaktion

Eine neue Studie hat ein erhöhtes Risiko für Myelodysplastisches Syndrom oder Akute Myeloische Leukämie (MDS/AML) bei Frauen mit Eierstockkrebs nach einer Poly(ADP-Ribose)-Polymerase (PARP)-Inhibitor-Therapie bestätigt. Potenzielle prädiktive Faktoren wurden identifiziert, um bei der individuellen Risikovorhersage zu helfen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass myeloische Neoplasien im Zusammenhang mit PARP-Inhibitoren möglicherweise „einzigartige klinische oder molekulare Zusammenhänge“ haben, die zur Risikoabschätzung beitragen können, berichtete Dr. Amma Asare vom MD Anderson Cancer Center der University of Texas in Houston auf der Society of Gynecological Oncology-Jahrestagung 2024 zum Thema Frauenkrebs.

Es ist entscheidend, das Risiko jedes einzelnen Patienten zu verstehen, da sekundäre hämatologische Malignome bei einer PARP-Inhibitor-Therapie besonders schlechte Ergebnisse für den Patienten haben, erklärte Asare. Derzeit ist die Fähigkeit, Risiken präzise vorherzusagen, noch begrenzt.

Das Forscherteam identifizierte zwischen 2000 und 2022 insgesamt 32.356 Patientinnen, die wegen gynäkologischer Krebserkrankungen behandelt wurden.

Die Rate sekundärer MDS/AML in der Gesamtpopulation entspricht früheren Berichten und liegt bei etwa 1 %, so Asare. Bei Patientinnen mit Eierstockkrebs, die mit einem PARP-Hemmer behandelt wurden, war die Rate jedoch etwa zehnmal höher (32 Fälle von 355 Patientinnen, 9 %).

In Bezug auf chemotherapiebedingte Faktoren wurde festgestellt, dass Patientinnen, die eine PARP-Inhibitor-Therapie erhielten und eine sekundäre Leukämie entwickelten, weniger häufig zuvor eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten hatten. Es wurde auch eine höhere Anzahl von Carboplatin-Zyklen und insgesamt mehr Chemotherapielinien bei Patienten mit sekundärer Leukämie festgestellt.

Bei der Analyse patientenspezifischer Faktoren wurde im Vergleich zu allen anderen Mutationstypen eine Anreicherung von BRCA1-Keimbahnmutationen bei Patienten festgestellt, die eine sekundäre Leukämie entwickelten. Außerdem wurde ein niedrigerer minimaler Thrombozytenwert während der PARP-Inhibitor-Therapie bei Patienten, die eine sekundäre Leukämie entwickelten, beobachtet.

Die multivariate Analyse identifizierte drei signifikante Faktoren: Die Verabreichung einer neoadjuvanten Chemotherapie war mit einer Schutzwirkung verbunden, niedrige Blutplättchen während der PARP-Inhibitor-Behandlung und höhere Gesamt-Carboplatin-Zyklen waren mit sekundärer Leukämie assoziiert.

Die molekulare Analyse zeigte, dass 68 % der sekundären Leukämien bei mit PARP-Inhibitoren behandelten Patienten Missense-Mutationen in der DNA-Bindungsdomäne von TP53 aufwiesen.

Die Autoren schließen in ihrer Zusammenfassung, dass genetische und umweltbedingte Faktoren eine wichtige Rolle bei der mit PARP-Inhibitoren assoziierten hämatologischen Malignität spielen. Der Rückgang der Blutplättchen während der PARP-Inhibitor-Verabreichung könnte ein potenzieller Prädiktor für das zukünftige MDS/AML-Risiko sein.

Risiko-Nutzen-Verhältnis

Es wurden keine Unterschiede zwischen den PARP-Inhibitor-Typen festgestellt, was auf einen „Klasseneffekt“ beim Risiko für sekundäre Leukämie hinweist, so Dr. Ying Liu vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, die an der Studie beteiligt war.

Es sei erwähnenswert, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Dauer der PARP-Inhibitor-Einnahme und einem erhöhten Risiko für MDS/AML gibt. Die Anreicherung von TP53 bei Patienten, die an Leukämie erkrankten, sei ebenfalls interessant.

Die bisherigen Daten legen nahe, dass die Risiken und Toxizitäten von PARP-Inhibitoren sorgfältig bewertet werden müssen und dass bessere Biomarker benötigt werden, um den Nutzen abzuschätzen.

Die Studie wurde nicht speziell finanziert. Weder Asare noch Liu machten relevante Angaben.

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